Schlechtes Timing bei «Blick am Abend»

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Gegenüberstellung 20min.ch und Blick am Abend. Bilder: 20min.ch und Blick am Abend

Facebook ist längst auch zu einer Spielplattform avanciert. Statt dem Dozenten zu lauschen, widmen sich Studenten lieber ihren Cafés, gründen Mafiaimperien oder bauen Freizeitpärke. «Blick am Abend» findet das toll und veröffentlichte einen Artikel über das Spiel «Farmville» des Herstellers Zynga.

«Farmville – Das Facebook-Spiel begeistert Millionen», heisst es im Artikel, der am Freitag erschienen ist. Darin ist zu lesen, wie viele Menschen sich täglich durch ihren virtuellen Bauernhof klicken und wie erfolgreich und beliebt das Spiel doch sei. Auch der Farmville-Erfinder Mark Pincus kommt zu Wort.

Dumm nur, dass heise.de genau einen Tag zuvor über die Abzockermaschen von Zynga berichtete, mit denen Facebooknutzer in Abofallen gelockt werden. Und wer ist CEO der Firma Zynga? Auch Mark Pincus. Ist der Artikel im «Blick am Abend» nur schlechtes Timing oder bewusst platzierte Werbung?

Spätestens bei der täglichen Lektüre von 20min hätte der Redaktion von «Blick am Abend» dieser Ausrutscher auffallen müssen.

Bleibt Energy wirklich Energy?

Beim Streit um die verlorene Konzession von Radio Energy zeichnet sich eine Lösung ab. Giuseppe Scaglione, Radio Monte Carlo (RMC), hat seine Konzession an Energy verkauft. Allerdings nur, sofern das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) diesem Deal zustimmt. Genau hier liegt der Hund begraben.

Zum Einen muss Radio Energy zahlreiche Kriterien erfüllen, um die Konzession von RMC zu übernehmen und weiter auf Sendung bleiben zu können. Genauer gesagt, die von RMC versprochenen Leistungen in Bezug auf Information, Qualitätssicherung und Aus-/Weiterbildung. Zum anderen stellt sich die Frage, ob Scaglione seine Konzession zum Zweck der «Geschäftlimacherei» erschlichen hat. Und damit der jetztige Verkauf nicht rechtsgültig oder zumindest nicht legitim wäre (siehe Interview von Roger Schawinski).

Mehr Information und Wortanteil
In Bezug auf die Qualitätssicherung sowie die Aus- und Weiterbildung kann Radio Energy sicherlich mit den Versprechungen von RMC mithalten. Das haben sie schon mit der Bewerbung für die grosse Konzession (Zürich-Glarus) bewiesen. Anders sieht es beim Radioprogramm aus. Zwar hat Energy versprochen, Änderungen in der Programmstruktur vorzunehmen. Zum Beispiel mit einem Wortanteil von mindestens 25%, dies entspricht 15 Minuten pro Stunde. Oder mit mehr Informationen und Gesprächen zu politischen, kulturellen, wirtschaftlichen Themen.

Vorbei mit «Hits-only»?
Doch noch ist unklar, wie und ob Energy den Versprechungen von RMC gerecht werden will, mehr Musik aus den Bereichen Lounge, Chill Out, Nu-Jazz, Acid Jazz, Nu-Soul, Funk oder World Music zu senden. Auch offen ist, ob Energy Nachrichtenbulletins in englischer, französischer und italienischer Sprache aussenden wird, wie es RMC eigentlich vorgesehen hätte.

Noch liegen also nicht alle Karten auf dem Tisch. Es bleibt spannend. Radio Energy wird sich sicher verändern (müssen), um die Konzession von RMC zu erhalten. Darüber werden nicht alle Hörer erfreut sein. Aber in Bezug auf das Programm und die journalistischen Inhalte würde das Radio sicherlich attraktiver werden, als es heute ist. Mehr Information, mehr Musik – das neue Energy.

News von heute erst morgen

News_von_gestern

Bote der Urschweiz in die RS: tägliche News von gestern

Tageszeitungen, die erst am Tag nach dem Erscheinen beim Leser ankommen: eigentlich unvorstellbar. Und doch gibt es sie. «Bote der Urschweiz» nennt sich der vermeintliche Newsgarant aus der Innerschweiz. Und wieder einmal trifft es uns «Bündner», die ja schon auf diverse Gratiszeitungen verzichten müssen.

Der «Bote der Urschweiz» ist eine Tageszeitung im Kanton Schwyz. Sie erscheint sechsmal wöchentlich. Da ich aus dieser Gegend komme, aber in Chur studiere, habe ich die Zeitung nach Graubünden abonniert. Seit gut einem halben Jahr erhalte ich den «Boten» pünktlich jeweils einen Tag zu spät.

«Zeit reicht schlicht nicht aus»
Eine Anfrage beim Abonenntenservice ergab, dass die Gleichtagszustellung in Chur leider nicht garantiert werden könne. Die Zeitungen würden um 3 Uhr in der Nacht abgeholt und nach Mülligen ins Verteilzentrum gebracht. Sie müssten für eine Gleichtagszustellung bis um 6 Uhr in Chur sein, teilte man mir mit. Dafür reiche die Zeit schlicht nicht aus.

Wer (hat) versagt? Die Post oder der Verlag? Die Schwyzer Zeitung, ebenfalls ein Produkt aus dem Kanton Schwyz, hat mit der Gleichtagszustellung jedenfalls keine Probleme. Dort teilte man mir mit, dass ihre Zeitung noch am gleichen Tag in Chur zugestellt werden würde. Und auch die Post lässt keine Zweifel aufkommen, dass eine Gleichtagszustellung auch in Graubünden möglich wäre. Für Printmedien bietet die Post nämlich einen speziellen Service.

Kein Rabatt
Auf meine Forderung nach einem (begründeten) Rabatt entgegnete man lapidar:

Das Bote-Abo kostet im Jahr Fr. 278.- für 300 Ausgaben. Das macht pro Ausgabe weniger als 95 Rappen. Für einen A-Post-Brief kostet schon allein das Porto 1 Franken, und der wird erst am Tag nach der Post-Aufgabe zugestellt.

Die Realität sieht anders aus. Gerade weil Printmedien von speziell vergünstigten Tarifen profitieren (post.ch, «Zeitungen Schweiz», PDF). Schon unter 10 Rappen pro Stück  (Erzeugnisse mit Presseförderung) landen die Zeitungen «frisch gedruckt und gleichentags beim Empfänger».

Lieber Bote der Urschweiz: Ist das Leserservice? Welcher andere Trottel bekommt die Tageszeitung von heute erst morgen?

TeleTop – Hier zerbröselt das Bild des VJ's

Tele_Top

Grafik: ipm.ch

Tele Top sucht neue Mitarbeiter. In einem Onlineinserat werben sie um neue Redaktoren und Videojournalisten für den Lokalfernsehsender. Die Arbeiten der zukünftigen «Journalisten» umfassen Filmen, Schneiden, Nachvertonen, Recherchieren und Interview führen. Was die Bewerber für diesen Job mitbringen müssen:

  • mit Vorteil bereits Medien-Erfahrung
  • in der Region Zürich/Ostschweiz zu Hause und kennen die politischen, wirtschaftlichen, sportlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Verhältnisse dieser Region
  • sprachgewandt und sprechen perfekt Deutsch

Die Zukunft der Lokalfernsehsender sieht sehr düster aus. Zumindest wenn man nach dieser Stellenausschreibung geht. Da rückt doch der Wunsch einiger Verleger nach Bezahlfernsehen in sehr weite Ferne. Leider verfahren auch andere Fernsehsender in dieser Sache nicht professioneller. Das schlägt sich dann natürlich in den Bildern nieder. Und wir zahlen wegen dem dummen Billagsystem sogar noch dafür. Eine Frechheit.