Unglaublich wie beschäftigt manche Leute immer zu sein scheinen. «Keine Zeit» da, «sorry, scho verbuecht» dort. Der Ausdruck «keine Zeit» ist in aller Munde und wird ebenso häufig gebraucht. Darunter leidet nicht nur der Dalai Lama, sondern auch wir als Bevölkerung. Schade eigentlich, denn Zeit haben ist relativ. Alles hängt von einer sinnvollen Einteilung ab. Zudem kann man auch Zeit schaffen, indem man Prioritäten setzt. Doch gerade damit scheitern viele Leute. Besonders aufallend ist es bei Studenten. Während der Prüfungsvorbereitungszeit zu einem Feierabendbier abmachen? Geht gar nicht. Zusätzliche Hausaufgaben für Morgen? No way. In den Ferien für die Schule arbeiten? Mein Gott!
Der Ausdruck «keine Zeit» ist genau genommen immer eine Ausrede. Es gibt niemanden auf der Welt, der ernsthaft behaupten kann, er hätte keine Zeit. So ist es auch unmöglich, dass der Bundesrat «keine Zeit» hat, den Dalai Lama zu empfangen. Die Ursachen für den scheinbar übervollen Terminkalender sind ganz anderer Natur. Im Falle des Dalai Lama unterwirft man sich dem Chinesischen Regime. Im Falle des Studenten kommen Faulheit oder Teilnahmslosigkeit zum Ausdruck. Natürlich gibt es unzählige weitere Gründe, die eine Rolle spielen können. Das alles bleibt natürlich nicht unbemerkt. Schnell wird klar: da will sich einer drücken. Bloss, wie reagiert das Gegenüber in so einer Situation? Ein Rezept dagegen gibt es nicht. Aber mit der Frage «Wann hast du dann Zeit?» lässt sich vielleicht schon einiges in Erfahrung bringen. Alles weitere ist Gegenstand der fortgeschrittenen Kommunikationspsychologie (Problem ansprechen, Ursachenforschung, Lösungsfindung) und verlangt einiges an Fingerspitzengefühl im Umgang mit Gefühlen und Personen.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass jede Antwort besser ist als der nichts sagende Ausdruck «keine Zeit». Damit das Gegenüber auch gleich verstehen kann, wieso wir uns nicht im Stande fühlen, der Frage oder dem Anliegen nachzukommen, benennt man die Ursache gleich konkret. Zum Beispiel indem man sagt: «Ich habe jetzt gleich eine Sitzung, danach können wir uns kurz fünf Minuten über dein Anliegen unterhalten» oder «Das liegt nicht in meinem Verantwortungsbereich. Wende dich doch bitte an…» oder «In letzter Zeit habe ich so viel zu tun gehabt. Ich möchte zuerst mal eine Woche abschalten. Wie wäre es, wenn wir uns in einer Woche über das Thema unterhalten?».
So bleibt zu hoffen, dass der Bundesrat doch noch Zeit für den Dalai Lama findet, Microsoft die bereits geknackte Version von Windows 7 in der kurzen Zeit bis zur Lancierung nochmals genau unter die Lupe nehmen kann und die Chemiker von Novartis und Roche bis zum Herbst doch noch ein Impfstoff für die Schweinegrippe entwickeln mögen.
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