Der Ruf eilt voraus

Eine weitere Seuche droht die Menschheit auszulöschen – die Schweinegrippe. Sie breitet sich rasant aus und nimmt schon Kurs auf Europa und die Schweiz. Noch rasanter trafen jedoch die Meldungen darüber bei uns ein. Kaum sterben in Mexiko ein paar Menschen an einem neuen Grippevirus, ist die ganze Welt informiert. Sofort werden Vorkehrungen gegen eine Pandemie getroffen. Auch in der Schweiz ist das Bundesamt für Gesundheit in Alarmbereitschaft.

Aber an die 25 Menschen, die in der Schweiz täglich an den folgen von Tabakkonsum sterben*, verschwendet niemand nur einen einzigen Gedanken. Was soll das eigentlich? Da werden durch die Medien Ängste heraufbeschwört, dass mir hören und sehen vergeht. Aus jedem kleinen Hüstelchen wird ein Verdachtsfall. Was sonst mit Hausmittelchen kuriert wird, gelangt sofort über den Hausarzt an die Presse. Diese lecken sich die Finger ab den gefüllten Titelseiten. Besorgt durch die vielen schlechten Nachrichten, melden sich immer mehr Personen. Ein Teufelskreis.

Die Schweinegrippe ist nicht die erste Grippeepidemie, bei der sich die Medien so ins Zeug legen. Wir konnten das selbe Phänomen bereits bei der Vogelgrippe, SARS oder BSE beobachten. Schon kurz nachdem 2006 in Asien die ersten Vögel gestorben sind, hat man in der Schweiz begonnen, fleissig Kot zu sammeln. Jetzt hört man nichts mehr über die Vogelgrippe. Hier ist es an den Medien, nicht unnötig Angst zu schüren. Es gibt genug andere relevante Themen, über die berichtet werden kann. Es müssen nicht jeden Tag 2 Seiten voll Schweine sein!

Meine Prognose: 2-3 Wochen wird die Schweinegrippe nun rauf und runter gejodelt. Spätestens Ende Mai bringt kein Blatt, keine Newssendung mehr etwas zu diesem Thema. Weil nämlich niemand das Gejammere hören will. Dann verschwinden die Meldungen über Verdachts- und Grippefälle automatisch aus dem Zeitungsdschungel und aus den Newssendungen. Mit ihnen vermutlich auch die Grippe selbst. Wie bei der Vogelgrippe, SARS oder BSE.

*www.bfs.admin.ch

Erst überlegen, dann schreiben

Die Lektoren von 20Minuten sind vermutlich gerade in der Mittagspause. Sonst hätten sie sicherlich das bemerkt:

20min-historie-gross

Die Eröffnung der Westumfahrung bedeutet einen Quantensprung in der Geschichte der Schweizer Nationalstrassen, wobei es zu skurrilen Ereignissen kam.

Auch beim zehnten Anlauf ergibt die Bildunterschrift keinen Sinn. Man kann sie lesen soviel man will. Was der Autor dieser Nachricht uns sagen will, bleibt ein Rätsel.

Werbung – Pro7 machts vor

Es ist Samstagabend. Nichts los, ein normaler Abend vor der Glotze. Überall diese Werbung. Wer schaut sich das noch an? Diese Zeiten sind doch längst vorbei. Heute nutzen wir die Werbepausen für andere Dinge. Es ist die einzige Möglichkeit aufs Klo zu gehen, ohne etwas zu verpassen. Einzige Chance auch, sich Nachschub aus der Küche zu besorgen.

Erste Fernsehsender haben sich diesem Problem angenommen. Immerhin gibt es unzählige Firmen, die Werbung schalten und erwarten, dass diese bei den Kunden ankommt. Nun ist es aber nicht so einfach Werbung zu schalten und gleichzeitig den Zuschauer vor dem Bildschirm zu halten. Nebst Product Placement und Sponsoring gibt es noch eine weitere Möglichkeit. Der Sender Pro7 scheint diese neu für sich entdeckt zu haben. Die Dauerwerbesendung. Damit sind jetzt nicht Mediashop und Co. gemeint, sondern ganz normale Unterhaltungssendungen, die als Dauerwerbesendung deklariert werden.

dsc00744Zum Beispiel die Wok-WM von Stefan Raab auf Pro7: Oben links in der Ecke – kaum lesbar – versteckt sich der Schriftzug “Dauerwerbesendung”. Mit diesem Zusatz erlangt sich Pro7 einen Freipass. In der Sendung dürfen sie so viel Werbung unterbringen wie sie wollen. Dabei spielt es auch keine Rolle, wie lange ein Sponsor im Bild bleibt oder ob die Moderatoren werbende Aussagen von sich geben. Überall – in jeder Einstellung – finden sich Schriftzüge und Logos von Firmen.

Der einzige Hacken: Dauerwerbesendungen auf einem Sender dürfen laut Radio und Fernsehngesetz zusammen mit normalen Werbespots maximal 20 Prozent der täglichen Sendezeit einnehmen.

Text-Bild-Schere

pleitegeier
Darf ich vorstellen? Das ist eine Text-Bild-Schere. Sie entsteht, wenn der Text oder eine Überschrift etwas anderes sagt als das Bild dazu. Oder wer sieht hier etwa Geier kreisen?

Text-Bild-Scheren gibt es häufig auch im Fernsehen. Sie sind bei Newssendungen, wie z.B der Tagesschau, anzutreffen. Dann nennt man sie aber Ton-Bild-Scheren. Der Moderator oder die Stimme im Beitrag erzählt etwas anderes als das Bild, das man gerade sieht.

Text-Bild-Scheren und Ton-Bild-Scheren nehmen wir nicht immer als solche wahr. Es ist gut möglich, dass wir sie gar nicht bemerken. Bestimmt wirken sie jedoch unterbewusst. Wir nehmen die Information nicht wirklich wahr oder können sie schlechter behalten, weil das Bild dazu nicht stimmt.

Text-Bild-Scheren können auch in einem Vortrag oder in einer schriftlichen Arbeit vorkommen. Deshalb ist es wichtig, dass man auf einen sinnvollen Gebrauchen von Grafiken und Bildern achtet. Man sollte sich immer die Frage stellen: Was will ich mit diesem Bild aussagen? Stimmen Bild und Text überein, wirkt sich das nämlich positiv aus. Der Leser oder der Zuschauer kann sich die Informationen, die vermittelt werden sollen, besser merken.

Grischa verstösst gegen Konzessionsauflagen

Am 31. Oktober 2008 hat das Bundesamt für Kommunikation die neuen Radiokonzessionen vergeben. Das hat zu vielen Diskussionen und Entrüstungen geführt. Vor allem rund um Radio Energy. Doch auch in der Region Südostschweiz gab es unzufriedene Gesichter. So hat Radio Grischa eine Konzession erhalten, während die Bewerber von Radio Südost leer ausgegangen sind. Radio Südost, unter der Leitung von Schawinski, Sigel und Bühler, hat unterdessen Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht. Das hatte bereits Auswirkungen. So erhält Radio Grischa bis zum definitiven Gerichtsentscheid vorerst keine zusätzlichen Gebührengelder.

Umso unverständlicher ist es, dass Radio Grischa in diesen heiklen Zeiten gegen seine Konzessionsauflagen verstösst. Konkret geht es um die Radarwarnungen, die halbstündlich – falls vorhanden – in den Verkehrsmeldungen über den Sender gehen. Das tönt dann etwa so: “Weiter… Hörer melden uns: geblitzt wird zwischen Maienfeld und Landquart.” Dabei heisst es in der Konzession doch ausdrücklich, dass diese Art von Sendung untersagt ist. Hierzu ein Auszug aus der Konzession von Radio Grischa:

Artikel 11 Unerlaubte Sendungsarten
Der Konzessionärin ist untersagt, folgende Sendungsinhalte bzw. Sendungsarten auszustrahlen:
a. Radarwarnungen;
b. Publikumsgewinnspiele, die ausschliesslich darauf ausgerichtet sind, Einnahmen zu generieren
und die kaum publizistischen Gehalt aufweisen;
c. pornographische Werbung, insbesondere Werbung für Mehrwertdienste-Nummern mit erotischem
Inhalt und Werbung für erotische Dienstleistungen.

Dieser Wortlaut steht genau so in der Konzession von Radio Grischa. Nun ist doch die Frage: Kennen die Verantwortlichen von Radio Grischa ihre eigene Konzession nicht? Oder verstossen sie etwa wissentlich dagegen? Letzteres würde sicher die Beschwerdeführer von Radio Südost freuen. Damit hätten sie ein weiteres Argument, das sie gegen Radio Grischa verwenden könnten. Bisher hat niemand von Radio Grischa Stellung dazu genommen.

Die Lücke im Blätterwald

Wenn ich morgens zur Schule gehe – Keine. Wenn ich abends heimkehre – Keine. Wenn ich jedoch unter der Woche einmal in Richtung Zürich reise, dann finde ich mindestens 4 verschiedene. Die Rede ist hier von Gratiszeitungen. Die bequeme Art, sich am Morgen oder am Abend zu informieren. In Chur gibt es keine täglichen Gratisblätter. Im ganzen Kanton nicht. Die einzige Gratiszeitung im Kanton Graubünden ist die Bündnerwoche, die einmal wöchentlich erscheint.

Ich kann mich gut erinnern, als es 1999 die erste zürcher Ausgabe von “20 Minuten” in unsere Schulzimmer schaffte. Wir waren fasziniert vom kompakten Format dieser Zeitung. Bald darauf folgten weitere Regionalausgaben in Bern, Basel oder St. Gallen. 2006 kam “Heute” auf den Markt und 1 Jahr später “.ch” und “News”. Auch ennet dem Röstigraben gibt es bereits Gratiszeitungen.

Doch wo ist der Rest der Schweiz geblieben? Wurde er vergessen? Graubünden ist der grösste Kanton der Schweiz. Es führen gut erschlossene Verkehrswege dorthin. Von Zürich aus ist Chur in gut einer Stunde zu erreichen. Wieso findet sich keine Regionalausgabe von 20 Minuten oder Blick am Abend in diesem Teil der Schweiz? Auch wir Ostschweizer haben ein Anrecht auf kostenlose Information.

Liebe Verleger: Wir wollen eine Gratiszeitung im Bündnerland! Der Markt ist da und der Markt ist gross. Ihr müsst ihn nur bedienen.

Wirkung von Bildern

In der Medienwelt stellt sich unweigerlich die Frage, wie man Bilder in Artikeln oder Beiträgen sinnvoll verwendet – in der Presse sowie im Fernsehen. Beim Radio weniger 😀 . Es gibt viele schlechte Beispiele. Im Fernsehen, wo wir Bilder sehen, die gar nichts mit dem zu tun haben, was der Moderator gerade erzählt. Oder in Zeitungen, wo sich Fotos mit dem widersprechen, was der Text sagt. Manche Zeitungen drucken Bilder einfach, um Platz zu füllen. Dem entsprechend sinnlos sehen diese dann auch aus.

Kürzlich habe ich zwei sehr gute Beispiele in zwei Lokalzeitungen gefunden. Sie zeigen schön und anhand des gleichen Themas, wie man es (nicht) machen sollte.

Abbildung im Boten der Urschweiz

Abbildung Einsiedler-Anzeiger

Die Bilder wurden von zwei unterschiedlichen Fotografen gemacht. Beide Artikel, im Einsiedler-Anzeiger sowie im Boten der Urschweiz, handelten von einer Sponsoringaktion der Versicherung Mobiliar auf der Klostermauer Einsiedeln. Hier zeigt sich sehr schön, wie man den Text durch ein aussagekräftiges Bild unterstützen kann – oder eben nicht. Dem Fotografen des Boten ist ein Bild gelungen, auf das man gerne zweimal schaut. Beim Einsiedler Anzeiger hingegen visualisiert der Fotograf gut das Ausmass der Sponsoringaktion, aber diese Druckerschwärze hätte man sich sparen können.

Werbung lügt!

Das ist keine Behauptung, sondern Tatsache. Wie viele von den Informationen, die wir täglich in der Presse, im Radio oder im Fernsehen konsumieren, sind wahr? Wie realistisch sind sie? Gar nicht. Für diese Tasache spricht folgendes Video von 6 unerschrockenen Mitstudenten, die sich an dieses Thema herangewagt haben.

[flv]http://www.media-blog.ch/mediablog/wp-content/uploads/2009/03/Werbung_luegt.klein.flv[/flv]

Produktion: Michi R., Carlo, Roli, Dani, Silvana, Anna

Doppelt hält besser?

Auch Zeitungen werden nur von Menschenhand geschaffen. Wo das Geld für Lektoren fehlt – das sind jene, die die Texte auf ihre Rechtschreibung hin überprüfen – da sind sehr oft komische Satzstellungen und Wörter zu finden. Ein Paradebeispiel dafür ist die Onlineausgabe von 20min.ch. Vor allem am Wochenende. Aber auch in Printausgaben finde ich hin und wieder lustige Formulierungen. So im Boten der Urschweiz vom 31. März 2009. Da steht folgendes (Ausschnitt):

Voralpen-Express ist beliebt

Die Zahl der Personenkilometer konnte gegenüber dem Rekordjahr 2009 leicht gesteigert werden; Von 138’47’055 auf 138’548’136 Pkm. Mit neuen Verpflegungsautomaten wurde das Komfortangebot markant verbessert.

Im nächsten Satz:

Die von den Reisenden gefahrenen Personenkilometer konnten 2008 gegenüber dem Vorjahr um 0,056 Prozent auf 138’548’136 gesteigert werden. Seit dem Sommer kommen die Fahrgäste zudem in den Genuss von neuen Verpflegungsautomaten mit einem aktuellen Angebot.

Es ist offensichtlich. Hier wurde 1:1 eine Medienmitteilung publiziert. (Original Medienmitteilung unter Voralpen-express.ch). Gemäss Kürzel am Ende des Textes wurde die Meldung in diesem Wortlaut von der Schweizer Depeschenagentur übernommen (sda). Kein gutes Beispiel. Wenigstens die Doppelnennung hätte man bemerken müssen.