Es kommt Wind in die Schweizer Radiolandschaft. Zumindest behaupten dies einige. Am Freitag verkündete Roger Schawinski, dass sein Radio 1 und Radio Basel künftig alle redaktionellen Inhalte teilen werden. So wollen die beiden Privatradios effizienter und qualitativ besser werden. Mitunter auch um mit den staatlichen Radiosendern mithalten zu können.
Kooperationen sind natürlich aus wirtschaftlicher Sicht gesehen immer eine willkommene Sache. Sie sparen Zeit und Geld. Und Mitarbeiter (was mit zeitlichen und finanziellen Interessen einhergeht). Dank der Kooperation können die Radios mit dem gleichen Personal ungleich mehr recherchieren und berichten, weil zusätzlich die bereits vorhandenen Ressourcen des anderen Radios genutzt werden können.
Aus journalistischer Sicht scheint eine Kooperation nicht unbedingt nützlich. So lässt sich zum Beispiel mit dem überall gefürchteten Einheitsbrei argumentieren. Aus dem vorhandenen Rohmaterial entstehen womöglich identische Berichte. Als Resultat bekommt der Geschäftsmann zu Hause in Basel dieselben Reportagen zu hören, wie im Geschäft in Zürich. Als «gute» negative Beispiele lassen sich an dieser Stelle die von der Schweizerische Depeschenagentur (sda) abgefassten und überall verbreiteten Meldungen anführen. Oder die in der Blogosphäre verhasste Kooperation «Newsnetz» von Tages-Anzeiger, Basler Zeitung, Berner Zeitung, der Bund und Thurgauer Zeitung.
Klar, bei den durch die beiden Radiostationen verknüpften Inhalten handelt es sich um Rohmaterial. Daraus können durchaus sehr verschiedene Beiträge entstehen. Ob das in der Praxis dann auch so umgesetzt oder aus lauter Bequemlichkeit darauf verzichtet wird werden wir sehen.
Es hätte ein stilles und im kleinen Rahmen gestreutes Werbemailing werden sollen. Doch es kam anders. Seit Montag flattert Schawinskis Spiegelbild durch den Blätterwald. Sicher weiss jetzt auch der letzte Neanderthaler, dass Schawinski Jude ist und Energy Werbekunden sucht. Zudem wurde uns wieder einmal in Erinnerung gerufen, dass in Sachen Radio 1 und Energy noch nicht das letzte Wort gesprochen ist (siehe Rekurs gegen Konzessionsentscheid). Geschicktes Marketing oder einfach Sticheleien? «Die Vorwürfe sind aus der Luft gegriffen», behauptet Daniel Büchi, Geschäftsführer von Radio Energy, in einem Interview mit persoenlich.com. Keinesfalls sei es Absicht gewesen, Roger Schawinski als geizigen Juden darzustellen. Und Ringier habe mit der ganzen Sache schon gar nichts zu tun. Auch den Vorwurf, Energy handle unlauter, weil sie mit unrichtigen, irreführenden oder unnötig verletzenden Äusserungen werben, streitet Büchi ab. Die Lauterkeitskommission wird sich die Finger reiben, ab so viel Schwachsinn, die dieser Herr da von sich gibt.
Wer sich die Präsentation für Werbekunden von Energy mal anschaut, zählt insgesamt viermal den Juden Schawinski. Blickt man die Präsentation einfach so durch könnte man meinen es handle sich um ein persönliches Fotoalbum Schawinskis. Ist diese «Werbung» vergleichend? Klar. Ist sie unnötig verletzend in den Äusserungen? Nooeeeeiiin. Wo auch? Nur ein paar Auszüge:
Bei keinem anderen Radio steht Preis und Leistung in einem derartigen Missverhältnis wie bei Radio 1…
oder
Die beste Morgenshow, die keiner hört…
noch mehr?
Keiner kann sich und sein Produkt besser verkaufen als Roger Schawinski. Mit der Kampagne für seine Morgenshow (Ich has erfunde) hat er sich aber einmal mehr selber übertroffen…
Und weil es so lustig war gleich noch ein paar Bilder aus dem Energymailing dazu, die natürlich ebenso harmlos sind:
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