Wann stirbt «News»?

Letzten Montag wurde .ch unter den Teppich gekehrt. In der Deutschweiz bleiben 3 Gratiszeitungen übrig. 20 Minuten, Blick am Abend und «News». Doch wie steht es genau um «News»? Um die Situation zu verstehen blicken wir zurück.

News erschien erstmals am 5. September 2007. Herausgeber ist der Medienriese Tamedia. Dieser Termin kommt nicht von ungefähr. Tamedia hatte ganz bestimmte Absichten. Kurze Zeit später nämlich, am 19. September 2009, erschien «.ch». Ein Zufall? Nein. Denn bereits mitte August tauchten erste Gerüchte über ein neues Gratisblatt im Blätterwald auf. Verantwortlich dafür war Verleger Sacha Wigdorovits, der Herausgeber von «.ch». Sein Ziel: «Eine Qualitätszeitung besser als 20 Minuten und Blick», wie er in einer Pressemitteilung zur Lancierung sagte. Dieses Ziel darf man inzwischen als gescheitert betrachten.

Tamedia hatte nämlich zusammen mit der Berner Zeitung, dem Tages Anzeiger und der Basler Zeitung innert kürzester Zeit selber eine neue Gratiszeitung lanciert: «News». Ihr einziger Zweck war, dem kommenden «.ch» Marktanteile abzujagen und es gar nicht erst zur Konkurrenz werden zu lassen. Das pikante daran: Das Gratisblatt von Tamedia konnte noch vor dem Start von «.ch» lanciert werden.

Heute, eineinhalb Jahre nach dem Start, existiert «.ch» nicht mehr. Damit steht nun aber auch die Pendlerzeitung «News» verloren in der Zeitungslandschaft. Tamedia will und kann sich sicherlich nicht zwei Gratiszeitungen leisten, die sich sogar gegenseitig konkurrenzieren könnten. Es ist klar: Die Gratiszeitung «News» wird in Kürze ebenfalls eingestellt werden. Dies ist die einzig logische Schlussfolgerung.

Aus für .ch

Eben noch begrüssten sie die Pendlermassen mit einem freundlichen “Guetä Morgä”. Jetzt sind sie verschwunden. Ebenso wie die Zeitung, die sie verteilten. Die Zeitungsjungen von .ch haben nichts mehr zu lachen. Mit ihnen 69 weitere Mitarbeiter des Verlags. Der Verwaltungsrat hat am Montag verkündet, dass die Pendlerzeitung .ch nicht mehr herausgegeben wird. Für die Mitarbeiter kam die Schreckensmeldung anscheinend “wie ein Blitz aus heiterem Himmel”. Tage zuvor hätten sie noch auf den Erfolg der Zeitung angestossen.

Doch so unvorhersehbar, wie Chefredaktor Leeb sagte, war das Ende überhaupt nicht. Schon bei der Lancierung von .ch im September 2007 stellte sich die Frage: Wieso noch eine Gratiszeitung? Nebst .ch existierten nämlich schon “heute” und “20 Minuten”. Der Markt war schon mehr als gesättigt. Die Verantwortlichen hätten eigentlich schon damals merken sollen, dass die Pendler mit 2 Gratiszeitungen gut genug bedient sind.

Der Pendler ist doch irgendwie auch ein Gewohnheitstier. Er steht früh auf und trottet zum Bahnhof. Er schnappt sich unterwegs ein 20 Minuten und zieht sich die Nachrichten des Tages rein. Wenn da jetzt plötzlich zwei verschiedene Zeitungen liegen, ist er verwirrt. Logischerweise nimmt er jene, die er schon kennt. Zweimal die selben Nachrichten will er sowieso nicht lesen.

Das Blatt hatte von Anfang an einen schwierigen Stand. Der Gratiszeitungsmarkt ist nun um eine Zeitung ärmer. Doch für den Leser bleibt eigentlich alles beim Alten. SDA-Meldungen kann er auch im 20 Minuten lesen und Rätsel gibt es da auch. Für die 69 Arbeitslosen von .ch gäbe es eine Lösung: Kommt ins Bündnerland und lanciert hier eine Gratiszeitung! Das wäre doch was.