
Gegenüberstellung 20min.ch und Blick am Abend. Bilder: 20min.ch und Blick am Abend
Facebook ist längst auch zu einer Spielplattform avanciert. Statt dem Dozenten zu lauschen, widmen sich Studenten lieber ihren Cafés, gründen Mafiaimperien oder bauen Freizeitpärke. «Blick am Abend» findet das toll und veröffentlichte einen Artikel über das Spiel «Farmville» des Herstellers Zynga.
«Farmville – Das Facebook-Spiel begeistert Millionen», heisst es im Artikel, der am Freitag erschienen ist. Darin ist zu lesen, wie viele Menschen sich täglich durch ihren virtuellen Bauernhof klicken und wie erfolgreich und beliebt das Spiel doch sei. Auch der Farmville-Erfinder Mark Pincus kommt zu Wort.
Dumm nur, dass heise.de genau einen Tag zuvor über die Abzockermaschen von Zynga berichtete, mit denen Facebooknutzer in Abofallen gelockt werden. Und wer ist CEO der Firma Zynga? Auch Mark Pincus. Ist der Artikel im «Blick am Abend» nur schlechtes Timing oder bewusst platzierte Werbung?
Spätestens bei der täglichen Lektüre von 20min hätte der Redaktion von «Blick am Abend» dieser Ausrutscher auffallen müssen.

Edgar •

21.11.2009 um 2:46 pm •
Blick am Abend •
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Beim Streit um die verlorene Konzession von Radio Energy zeichnet sich eine Lösung ab. Giuseppe Scaglione, Radio Monte Carlo (RMC), hat seine Konzession an Energy verkauft. Allerdings nur, sofern das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) diesem Deal zustimmt. Genau hier liegt der Hund begraben.
Zum Einen muss Radio Energy zahlreiche Kriterien erfüllen, um die Konzession von RMC zu übernehmen und weiter auf Sendung bleiben zu können. Genauer gesagt, die von RMC versprochenen Leistungen in Bezug auf Information, Qualitätssicherung und Aus-/Weiterbildung. Zum anderen stellt sich die Frage, ob Scaglione seine Konzession zum Zweck der «Geschäftlimacherei» erschlichen hat. Und damit der jetztige Verkauf nicht rechtsgültig oder zumindest nicht legitim wäre (siehe Interview von Roger Schawinski).
Mehr Information und Wortanteil
In Bezug auf die Qualitätssicherung sowie die Aus- und Weiterbildung kann Radio Energy sicherlich mit den Versprechungen von RMC mithalten. Das haben sie schon mit der Bewerbung für die grosse Konzession (Zürich-Glarus) bewiesen. Anders sieht es beim Radioprogramm aus. Zwar hat Energy versprochen, Änderungen in der Programmstruktur vorzunehmen. Zum Beispiel mit einem Wortanteil von mindestens 25%, dies entspricht 15 Minuten pro Stunde. Oder mit mehr Informationen und Gesprächen zu politischen, kulturellen, wirtschaftlichen Themen.
Vorbei mit «Hits-only»?
Doch noch ist unklar, wie und ob Energy den Versprechungen von RMC gerecht werden will, mehr Musik aus den Bereichen Lounge, Chill Out, Nu-Jazz, Acid Jazz, Nu-Soul, Funk oder World Music zu senden. Auch offen ist, ob Energy Nachrichtenbulletins in englischer, französischer und italienischer Sprache aussenden wird, wie es RMC eigentlich vorgesehen hätte.
Noch liegen also nicht alle Karten auf dem Tisch. Es bleibt spannend. Radio Energy wird sich sicher verändern (müssen), um die Konzession von RMC zu erhalten. Darüber werden nicht alle Hörer erfreut sein. Aber in Bezug auf das Programm und die journalistischen Inhalte würde das Radio sicherlich attraktiver werden, als es heute ist. Mehr Information, mehr Musik – das neue Energy.

Edgar •

07.11.2009 um 5:59 pm •
Radio Energy •
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Bote der Urschweiz in die RS: tägliche News von gestern
Tageszeitungen, die erst am Tag nach dem Erscheinen beim Leser ankommen: eigentlich unvorstellbar. Und doch gibt es sie. «Bote der Urschweiz» nennt sich der vermeintliche Newsgarant aus der Innerschweiz. Und wieder einmal trifft es uns «Bündner», die ja schon auf diverse Gratiszeitungen verzichten müssen.
Der «Bote der Urschweiz» ist eine Tageszeitung im Kanton Schwyz. Sie erscheint sechsmal wöchentlich. Da ich aus dieser Gegend komme, aber in Chur studiere, habe ich die Zeitung nach Graubünden abonniert. Seit gut einem halben Jahr erhalte ich den «Boten» pünktlich jeweils einen Tag zu spät.
«Zeit reicht schlicht nicht aus»
Eine Anfrage beim Abonenntenservice ergab, dass die Gleichtagszustellung in Chur leider nicht garantiert werden könne. Die Zeitungen würden um 3 Uhr in der Nacht abgeholt und nach Mülligen ins Verteilzentrum gebracht. Sie müssten für eine Gleichtagszustellung bis um 6 Uhr in Chur sein, teilte man mir mit. Dafür reiche die Zeit schlicht nicht aus.
Wer (hat) versagt? Die Post oder der Verlag? Die Schwyzer Zeitung, ebenfalls ein Produkt aus dem Kanton Schwyz, hat mit der Gleichtagszustellung jedenfalls keine Probleme. Dort teilte man mir mit, dass ihre Zeitung noch am gleichen Tag in Chur zugestellt werden würde. Und auch die Post lässt keine Zweifel aufkommen, dass eine Gleichtagszustellung auch in Graubünden möglich wäre. Für Printmedien bietet die Post nämlich einen speziellen Service.
Kein Rabatt
Auf meine Forderung nach einem (begründeten) Rabatt entgegnete man lapidar:
Das Bote-Abo kostet im Jahr Fr. 278.- für 300 Ausgaben. Das macht pro Ausgabe weniger als 95 Rappen. Für einen A-Post-Brief kostet schon allein das Porto 1 Franken, und der wird erst am Tag nach der Post-Aufgabe zugestellt.
Die Realität sieht anders aus. Gerade weil Printmedien von speziell vergünstigten Tarifen profitieren (post.ch, «Zeitungen Schweiz», PDF). Schon unter 10 Rappen pro Stück (Erzeugnisse mit Presseförderung) landen die Zeitungen «frisch gedruckt und gleichentags beim Empfänger».
Lieber Bote der Urschweiz: Ist das Leserservice? Welcher andere Trottel bekommt die Tageszeitung von heute erst morgen?

Grafik: ipm.ch
Tele Top sucht neue Mitarbeiter. In einem Onlineinserat werben sie um neue Redaktoren und Videojournalisten für den Lokalfernsehsender. Die Arbeiten der zukünftigen «Journalisten» umfassen Filmen, Schneiden, Nachvertonen, Recherchieren und Interview führen. Was die Bewerber für diesen Job mitbringen müssen:
- mit Vorteil bereits Medien-Erfahrung
- in der Region Zürich/Ostschweiz zu Hause und kennen die politischen, wirtschaftlichen, sportlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Verhältnisse dieser Region
- sprachgewandt und sprechen perfekt Deutsch
Die Zukunft der Lokalfernsehsender sieht sehr düster aus. Zumindest wenn man nach dieser Stellenausschreibung geht. Da rückt doch der Wunsch einiger Verleger nach Bezahlfernsehen in sehr weite Ferne. Leider verfahren auch andere Fernsehsender in dieser Sache nicht professioneller. Das schlägt sich dann natürlich in den Bildern nieder. Und wir zahlen wegen dem dummen Billagsystem sogar noch dafür. Eine Frechheit.
Das Schweizer Fernsehen gibt sich noch nicht ganz geschlagen. Es zieht das Urteil des Bezirksgerichts Zürich im Falle «Meyer-Fürst» «vorsorglich» ans Zürcher Obergericht weiter. Das Bezirksgericht hatte entschieden, dass der Einsatz einer versteckten Kamera gegen das Persönlichkeitsrecht verstösst. Siehe dazu auch mein Kommentar: Urteil gegen SF – Einschnitt in Pressefreiheit. Die Sendung Kassensturz hatte nämlich 2007 über einen Schönheitschirurgen berichtet (zum Video), der ungerechtfertigte Operationen an Patientinnen durchführte. Doch wird das Schweizer Fernsehen Erfolg haben?
Leider ist es nicht das erste Mal, dass die Richter über den Einsatz einer versteckten Kamera urteilen müssen. Bereits im Jahre 2003 hatte der Kassensturz mit Hilfe der umstrittenen Recherchemethode einen dreisten Versicherungsberater überführt. Das Bundesgericht hat damals die Aktion verurteilt und einen Verstoss gegen die Persönlichkeitsrechte festgestellt. Zwischen dem Interesse der Öffentlichkeit und dem Persönlichkeitsschutz hat das Bundesgericht aber nicht abgewogen (Der Medienspiegel hat dieses Urteil übriges im Detail kommentiert). Immerhin haben die Medien auch eine Wächterfunktion! Inzwischen ist dieser Fall beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte hängig. Das Urteil steht noch aus.
Nur schon aufgrund der vorhergehenden Praxis der Gerichte wird es für das Schweizer Fernsehen wohl schwierig werden. Hinzu kommt, dass im neueren Fall die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen massiv verletzt wurden. Stimmen wurden nicht nachgesprochen oder verändert und Gesichter nicht verpixelt. Nichts desto trotz muss die versteckte Kamera als letztes Mittel in der investigativen Recherche eingesetzt werden dürfen.
Die Medien sind schliesslich auch dazu da, gröbere Missstände aufzudecken. Und wenn es nicht anders geht, sollen auch Ton- oder Bildaufnahmen als Beweise dienen können. Denn was wiegt mehr: Das Interesse eines Einzelnen, nicht einer Tat überführt zu werden, oder die Wahrheit zugunsten der Öffentlichkeit? Der europäische Gerichtshof wird hier hoffentlich die einzig richtige Entscheidung fällen. Und so dem Zürcher Obergericht sowie dem Bundesgericht für letztere, diesen und zukünftige Fälle den Weg weisen!

Edgar •

28.10.2009 um 10:00 pm •
SF,
versteckte Kamera •
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Es kommt Wind in die Schweizer Radiolandschaft. Zumindest behaupten dies einige. Am Freitag verkündete Roger Schawinski, dass sein Radio 1 und Radio Basel künftig alle redaktionellen Inhalte teilen werden. So wollen die beiden Privatradios effizienter und qualitativ besser werden. Mitunter auch um mit den staatlichen Radiosendern mithalten zu können.
Kooperationen sind natürlich aus wirtschaftlicher Sicht gesehen immer eine willkommene Sache. Sie sparen Zeit und Geld. Und Mitarbeiter (was mit zeitlichen und finanziellen Interessen einhergeht). Dank der Kooperation können die Radios mit dem gleichen Personal ungleich mehr recherchieren und berichten, weil zusätzlich die bereits vorhandenen Ressourcen des anderen Radios genutzt werden können.
Aus journalistischer Sicht scheint eine Kooperation nicht unbedingt nützlich. So lässt sich zum Beispiel mit dem überall gefürchteten Einheitsbrei argumentieren. Aus dem vorhandenen Rohmaterial entstehen womöglich identische Berichte. Als Resultat bekommt der Geschäftsmann zu Hause in Basel dieselben Reportagen zu hören, wie im Geschäft in Zürich. Als «gute» negative Beispiele lassen sich an dieser Stelle die von der Schweizerische Depeschenagentur (sda) abgefassten und überall verbreiteten Meldungen anführen. Oder die in der Blogosphäre verhasste Kooperation «Newsnetz» von Tages-Anzeiger, Basler Zeitung, Berner Zeitung, der Bund und Thurgauer Zeitung.
Klar, bei den durch die beiden Radiostationen verknüpften Inhalten handelt es sich um Rohmaterial. Daraus können durchaus sehr verschiedene Beiträge entstehen. Ob das in der Praxis dann auch so umgesetzt oder aus lauter Bequemlichkeit darauf verzichtet wird werden wir sehen.

Edgar •

26.10.2009 um 11:30 am •
Radio 1,
Radio Basel •
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Bild: youtube.com
Die Zutaten für einen idealen Marketingmix sind schnell beisammen: Ein Video mit Bundesrat Ueli Maurer als Scharfschütze, ein paar fetzige Kommentare im Walliserdialekt und cooler Sound von «lineli concept». Fertig. Fast fertig. Es fehlen nur noch die Multiplikatoren. Also diejenigen, die das Video letztendlich weiterverbreiten. Hier kommen die Medien ins Spiel (allen voran 20min und der Blick). Keinen Plan von was ich rede?
Es dürfte nicht entgangen sein: Wie ein Lauffeuer verbreitet sich das parodierte Video von Scharfschütze Ueli Maurer zur Zeit im Internet (Zum Video). Seit das Schweizer Militär das Video von der Plattform Youtube entfernen liess, sind auch die Zeitungen am Thema dran. Der Blick berichtete am 9. Oktober 2009 darüber. 20min.ch zog gestern nach.
«Lineli Concept», so heisst die Band mit dem grandiosen Einfall. Erstellt wurde das Video von «Biba» (und nicht «Pipo»), einem der drei Rapper von Lineli Concept. Unverkennbar ihr Song «Dini Mama» am Anfang und Schluss des Videos. Er ist Teil des neuen Albums, welches im März dieses Jahres auf den Markt kam. Alles nur Zufall oder eine geschickte Marketingkampagne? Ich tippe auf ersteres. Wobei die Aktion des VBS sicherlich gewisse Prozesse in Gang gebracht hat. Stichwort «Biba trifft Bundesrat Maurer».
Eines dürfte klar sein: entgegen dem Albumnamen «Irgend äppis hät da nid so ganz funktioniärt» ist dieser Medienrummel ein Segen für die Band!
Irgend äppis hät da nid so ganz funktioniärt

Foto: 3plus.ch
Nun hat also auch die Schweiz einen Ableger. Auf 3+ wurde gestern die erste Folge von «Bumann der Restauranttester» ausgestrahlt. Die Sendung wird von der Firma Eyeworks hergestellt. Eyeworks produziert das gleiche Format unter anderem auch in Deutschland (Rach der Restauranttester) und Belgien (Chef in Nood).
Die Schweizer Version kommt allerdings noch mit Kinderkrankheiten daher. So war zum Beispiel in der ersten Folge noch nicht wirklich eine Dramaturgie zu erkennen. Alles wirkt chaotisch und unorganisiert. Bumann meckert mal da, verbessert mal dort. Ein roter Faden war aber nicht erkennbar. Sein deutscher Kollege geht da mit wesentlich mehr Struktur und Feingefühl dahinter. Auch wirkten Bumanns Massnahmen zur Teamförderung etwas überstürzt.
Auch die Qualiät der Bilder liess oft zu wünschen übrig. Es fehlte ein einheitlicher Look. An teils Orten waren die Bilder viel zu warm, dann wieder durchmischt mit Tageslicht und Kunstlicht. Vielleicht setzt man Bumann das nächste Mal besser nicht an ein Fenster. Allgemein wünsche ich mir mehr Details, weniger Totale. Zum Beispiel beim Kochen. Zudem: Auf die ewig gleichen Soundeffekte beim Schnitt können wir verzichten. Das nervt.
Dass ein deutsches Format auch in der Schweiz Erfolg haben kann, hat 3+, bzw. FaroTV, schon mit «Bauer, ledig, sucht» bewiesen. Nach der dritten Staffel kann es nämlich locker mit dem deutschen Original mithalten. Ich bin sicher, dass das auch mit «Bumann, der Restauranttester» klappen wird. Vielleicht nicht heute oder morgen, sondern erst in der zweiten oder dritten Staffel. So ein Format braucht nämlich seine Zeit. Auch wenn die Konzepte schon in anderen Ländern umgesetzt wurden, die Leute dahinter sind immer neu.

Edgar •

16.10.2009 um 12:30 pm •
3plus •
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Bild: blick.ch
Die Diskussion um die Minarette in der Schweiz reichen mir langsam bis zum Hals (Was für ein Bild 😀 ). Ein wenig Abwechslung in die Debatte bringt ein gestern in der Printausgabe von 20min veröffentlichtes Inserat. Eine noch nicht bekannte Organisation oder Person (der Blick ist dran) fordert mit der Karikatur ein Ja zur Anti-Minarett-Initiative an der Abstimmung vom 29. November 2009. Über den Sinn dieser Initiative möchte ich mich hier genau so wenig auslassen wie über die Urheber dieser Forderung und den unverständlichen Baslerdialekt im Inserat.
Etwas viel spannenderes entdeckte ich in dieser Karikatur. Eingearbeitet in die Füsse der betenden Islamisten findet sich ein Datum. Man erkennt es sehr leicht, in dem man das Inserat um 90 Grad im Uhrzeigersinn dreht. Von oben nach unten steht da geschrieben: 11.2.2006. Doch was hat es mit dem Datum auf sich? Ist es eine versteckte Botschaft oder ein Hinweis auf die Urheber? Oder ist es einfach das abgelaufene Haltbarkeitsdatum dieser Karikatur?
Ich vermute einen Zusammenhang zwischen den um Februar 2006 geführten Diskussionen um die Mohamed-Karikaturen. Oder hat jemand eine andere Idee?

Foto: Erik Czapla
Vorletzten Sonntag waren wir für Volume 2 der Jugendsendung Trash in Zürich unterwegs. Wir staunten nicht schlecht, als wir gestern die Bilder vom Freestyle.ch aussortierten. Da fand tatsächlich eine Drohne den Weg ins Bild des Fotografen.
Was hatte die Drohne da zu suchen und wer hat sie geschickt? Hinweise, die den Spionageakt aufklären können bitte als Kommentar zu diesem Artikel schreiben.
P.S: Dies ist keine Fotomontage!
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