
Ausschnitt: Webseite der Gebirgsinfanteriebrigade 12 am WEF 2010, 29.01.2010
Seit 2004 produziert die jeweils im Einsatz stehende Brigade am WEF eine eigene Truppenzeitung. Dafür gibt es jeweils eine eigene Redaktion. Sie besteht aus WK-Soldaten und Offizieren, die beruflich im Medienbereich tätig sind. Während rund einem Monat erscheint täglich ein vierseitiger «Newsflash» mit spannenden Reportagen, Interviews und Hintergrundberichten. Der Newsflash wird via Feldpost allen im Einsatz stehenden Angehörigen der Armee zugestellt. Seit diesem Jahr wird täglich auch ein Radio- und Fernsehbeitrag produziert. Diese Inhalte sind über die Webseite der Einsatzbrigade abrufbar.
Die Newsflashs haben bereits ein hohes Niveau erreicht. Sie bieten gute Unterhaltung und spannende Hintergrundinformationen. Bei den Radio- und Fernsehbeiträgen ist das Potential noch nicht ausgeschöpft. Hier liegt bezüglich Aufbereitung und Distribution noch viel drin. Als erstes könnte man eine eigene Internetpräsenz für das WEF-TV erstellen. Dann müsste man sicherlich die Newsflashs als Feed abonnierbar machen. Sehr fortschrittlich wäre es, die Fernseh- und Radiobeiträge als Podcast anzubieten und ebenfalls als Feed auszuliefern.
Im Grunde aber ein toller Service! Weiter so.
UPDATE: In diesem Beitrag stellen sich die Hintermänner der Truppenzeitung gleich selber vor:
[flv]http://www.media-blog.ch/mediablog/wp-content/uploads/2010/01/WEF_TV_006.flv[/flv]
Quelle: Webseite Gebirgsinfanteriebrigade 12.

Screenshot: bluewin.ch, 21.01.10 um 14.00 Uhr
Verschiedene Onlinemedien vermeldeten gestern Morgen (Mittwoch), dass dicke Flugpassagiere der Gesellschaft Air France-KLM künftig zwei Sitze für einen Flug buchen müssten. Unter den Onlinemedien waren zum Beispiel 20min.ch, tagesanzeiger.ch (respektive Newsnetz), nzz.ch, tagblatt.ch und bluewin.ch. Die Meldung wurde von den Nachrichtenagenturen afp und sda verbreitet und stützte sich auf eine Mitteilung der Gesellschaft selber. Diese stellte sich nachträglich aber als falsch heraus. Richtig ist, dass dicke Fluggäste ihr Geld zurückbekommen, das sie für einen zweiten Sitz bezahlt haben. Bedingung ist, dass der Flug nicht ausgebucht ist. Air France versendete noch am selben Tag eine korrigierte Fassung an die Medien, in der der Sachverhalt richtig gestellt wurde.

Screenshot: 20min.ch, 21.01.10 um 14.05 Uhr
Trotzdem ist der originale, falsche Artikel noch auf mindestens zwei Portalen zu finden. Nämlich auf bluewin.ch und 20min.ch. Wobei bluewin.ch auch eine korrigierte Fassung aufgeschaltet hat. tagesanzeiger.ch hat den originalen Artikel gelöscht, ohne eine korrigierte Fassung einzustellen. Einzig nzz.ch und tagblatt.ch haben eine korrigierte Fassung aufgeschaltet und die ursprünglichen Artikel gelöscht. Schlecht weg kommt 20min.ch. Das Onlineportal hat die falsche Fassung bisher weder gelöscht noch korrigiert. Ganz schwach.
Ins Fäustchen lachen kann sich blick.ch. Keine Meldung – keine Korrektur.
(via benkösblog)
Klimaschützer debatieren zurzeit zum Thema Klimawandel in Kopenhagen. Vor allem die Medien berichten darüber. Zum Strassenfeger ist das Thema allerdings noch nicht avanciert. Regierungen und Vertreter verschiedener Umweltverbände stellen sich die Frage, wie sie dem Problem begegnen können. Der Klimawandel als Profitmaschine oder klimatische Veränderungen als natürliche Vorgänge in der Natur stehen in Kopenhagen nicht zur Debatte. Die aktuellen Berichterstattungen in den Medien finde ich unausgewogen. Natürlich muss über die Konferenz berichtet werden. Dann aber bitte auch mit Pros und Kontras.
Damit auch die einmal zu Wort kommen, die es nicht bis in die Medien schaffen, publiziere ich nachfolgend ein Interview mit dem Wetterpropheten Martin Holdener. Das Interview ist im Januar 2008 im Rahmen einer Semesterarbeit entstanden. Es soll sich jeder selber eine Meinung bilden.
Martin Holdener, was sagen Sie als Wetterprophet zur Klimaerwärmung?
Das ist eine reine Geldmacherei! Diejenigen die das raus lassen verstehen überhaupt gar Nichts vom Thema. Die machen nur allen Leuten Angst. Tatsache ist, dass wir schon vor 300 Jahren solche Wärmeperioden und Wetterkapriolen hatten. Damals standen noch keine Fabriken und es fuhren keine Autos. Aufzeichnungen belegen, dass im 16. Jahrhundert die Bauern mit ihrem Vieh schon im Februar auf die Alp gezogen sind. Das Gras ist gewachsen, die Bäume haben geblüht.
Luftverschmutzung durch Autos und Industrie haben keine Auswirkungen auf das Klima?
Ein Stück weit kann es für das betroffene Gebiet sicher Auswirkungen haben. Aber so dramatisch sehe ich das mit den Einflüssen auf das Klima nicht. Die wollen nur Geld damit verdienen.
Wo liegen dann die Ursachen?
Der Mensch hat keinen Einfluss auf das Klima. Es ist normal, dass das Klima sich verändert. Es ist ein ständiger Wandel. Mal wird es kälter, mal wärmer. Um 1850 hatten wir ja eine kleine Eiszeit. Aber auch vor dieser Eiszeit war es warm. Bester Beweis dafür ist die Glattalp (SZ), wo man kürzlich Holz gefunden hat. Heute wächst dort kein einziger Baum! Es muss also früher einmal über längere Zeit warm gewesen sein.
Wie entwickelt sich das Wetter in den nächsten Jahren?
Ich selber bin überzeugt, dass der Höhepunkt jetzt erreicht ist. In den nächsten 20-30 Jahren werden die Gletscher wieder wachsen und es wird im Durchschnitt wieder kälter. Zwischendurch kann es Hitzeperioden geben. Aber durchschnittlich werden die Temperaturen um ein viertel bis zu einem halben Grad retour gehen.
Martin Holdener ist Landwirt und Wetterprophet. Er beschäftigt sich intensiv mit dem Wetter. Als „Wetterschmöcker“ stellt er seit 1999 halbjährlich Prognosen für den Verein Innerschwyzer Meteorologen auf.

Bild: youtube.com
Die Zutaten für einen idealen Marketingmix sind schnell beisammen: Ein Video mit Bundesrat Ueli Maurer als Scharfschütze, ein paar fetzige Kommentare im Walliserdialekt und cooler Sound von «lineli concept». Fertig. Fast fertig. Es fehlen nur noch die Multiplikatoren. Also diejenigen, die das Video letztendlich weiterverbreiten. Hier kommen die Medien ins Spiel (allen voran 20min und der Blick). Keinen Plan von was ich rede?
Es dürfte nicht entgangen sein: Wie ein Lauffeuer verbreitet sich das parodierte Video von Scharfschütze Ueli Maurer zur Zeit im Internet (Zum Video). Seit das Schweizer Militär das Video von der Plattform Youtube entfernen liess, sind auch die Zeitungen am Thema dran. Der Blick berichtete am 9. Oktober 2009 darüber. 20min.ch zog gestern nach.
«Lineli Concept», so heisst die Band mit dem grandiosen Einfall. Erstellt wurde das Video von «Biba» (und nicht «Pipo»), einem der drei Rapper von Lineli Concept. Unverkennbar ihr Song «Dini Mama» am Anfang und Schluss des Videos. Er ist Teil des neuen Albums, welches im März dieses Jahres auf den Markt kam. Alles nur Zufall oder eine geschickte Marketingkampagne? Ich tippe auf ersteres. Wobei die Aktion des VBS sicherlich gewisse Prozesse in Gang gebracht hat. Stichwort «Biba trifft Bundesrat Maurer».
Eines dürfte klar sein: entgegen dem Albumnamen «Irgend äppis hät da nid so ganz funktioniärt» ist dieser Medienrummel ein Segen für die Band!
Irgend äppis hät da nid so ganz funktioniärt

Quelle: blog.ronniegrob.com
Meldungen von Agenturen zieren Tag für Tag die Nachrichten in Zeitungen, Radios und im Fernsehen. Überall lesen, hören und sehen wir dasselbe. Schreibtischfaule Journalisten langweilen uns mit ihren verkorksten Texten und Bildern. Themen die niemanden interessieren preisen sich auf den Titelseiten und in Magazinbeiträgen an. Täglich ärgern wir uns über «Neuigkeiten» von gestern. Geht das nur mir so?
Neue Inhalte sind gefragt
Redaktionen verschiedenster Zeitungen vernetzen sich und bilden gemeinsame Nachrichtenplattformen. Globale oder nationale Neuigkeiten können zentral aufbereitet und anschliessend publiziert werden (Beispiel «Newsnetz.ch» von Tages Anzeiger, Basler-, Berner-, Thurgauerzeitung und dem Bund). Eine «20min» unterscheidet sich nur noch durch Doktor Sex von «News». Nachrichtenagenturen liefern bereits fertige Bildsequenzen für das Fernsehen, die nur noch mit Text unterlegt werden müssen. Radiostationen bedienen sich aus den Meldungen von Zeitungen.
So entsteht der Einheitsbrei, den niemand mehr lesen, hören oder sehen will. Wir begnügen uns zunehmend mit nur noch oberflächlichen Meldungen. Auf Hintergrundberichte und Details warten wir vergeblich. Anstatt den relevanten Nachrichten, bekommen wir einfach den letzten Mist aufgetischt. Wir können in der heutigen Zeit zwar nicht mehr erwarten, dass die Medien die relevanten Informationen für uns bestimmen. Vielmehr sollte der Leser, Zuhörer oder Zuschauer selbst bestimmen können, was er aufgetischt bekommen will und was nicht. Und das in der Form, wie er es gerne möchte – egal ob Video, Text oder Podcast. Alles sollte sorgfältig recherchiert und mit ausführlichen Hintergrundinformationen gespickt sein.
neue Journalisten braucht es

Quelle: SoundPhotographer.de
Heute braucht es Journalisten, die sich mit der Technik zurechtfinden. Journalisten, die auch nicht davor zurück schrecken, ein persönliches Interview zu führen oder auf dem «Feld» zu recherchieren. Wenn früher ein Journalist zum «Tatort» ausrückte, hatte er einen Notizblock, bestenfalls einen Fotoapparat dabei. Heute sollte er gleich die Videokamera und ein Mikrofon mitnehmen und die Inhalte als Bild und Ton gleich mitproduzieren. Journalisten müss(t)en eben alles können.
Nachrichten in herkömmlichen Medien wie Zeitungen, Fernsehen oder Radio sind immer weniger gefragt. Wir wünschen uns neue, gemischte Kanäle, bei denen der Kunde König ist. Er soll sich seine Nachrichten selber zusammenstellen können. Die Redaktionen sollten sich vermehrt auch aus dem riesigen Angebot von Informationen im Internet bedienen. Blogs, Social-Media-Plattformen und Webseiten von Unternehmen oder Vereinen laden gerade dazu ein. Weg mit dem Einheitsbrei! Liefert uns, was wir wollen – persönliche Nachrichten.

Edgar •

05.09.2009 um 5:02 pm •

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Kürzlich im heimischen Bahnhof: Plakate säumen Wände und Automaten. Darauf abgedruckt Bilder von Kaninchenkäfigen. Die Überschrift: «Grausame Kaninchenmast». Darunter Name, Adresse, Telefon-, Natelnummer und Emailadresse des Züchters. Die kürzlichen Attacken von ausländischen Tierschützern auf Novartischef Vasella haben wohl unsere heimischen Schützer aus dem Schlaf gerüttelt. Nicht Entführung und Brandanschläge sind die Mittel der Schweizer, sondern Pranger. Ganz nach dem Vorbild der Schlägerei von Kreuzlingen und dem Fall D.H und Lucie werden Bilder der Kaninchenställe und die Adressen deren Halter öffentlich gemacht. Diese mittelarterlichen Folterungsmethoden habe ich in einem früheren Beitrag schon einmal thematisiert. Verantwortlich für die Plakataktion zeichnet sich der Verein gegen Tierfabriken. Dessen Gründer, Erwin Kessler, engagiert sich unter anderem zusammen mit scheinbar 30’000 weiteren Mitgliedern in der Schweiz für den Schutz der Nutz- und Labortiere.
Wie diese Prangeraktionen dem Schutz der Tiere dienen sollen, bleibt offen. Auf seiner Webseite veröffentlicht der Verein ganze Listen von so genannten «Tierquälern» und «Kastenkaninchenhaltern». Darauf finden sich Name, Adresse und Kontaktdaten der jeweiligen Personen. Kann man da noch von Tierschutz sprechen? Nein. Ich bezweifle auch, dass die Beschuldigten von dem öffentlichen Pranger im Internet und auf Plakaten etwas wissen. Rechtlich gesehen eine fragwürdige Aktion, welche sicher angefochten werden könnte. Hier geht es nur noch darum, die «Täter» zu bestrafen, indem man öffentlich versucht ihrem Ruf zu schaden. Das kommt schliesslich keinem Kaninchen zu Gute.
Wo soll das noch hinführen? Der (Internet)-Pranger hat schon bedenkliche Ausmasse angenommen. Darf ich in Zukunft noch Fleisch aus Argentinien essen ohne dafür öffentlich vorgeführt zu werden? Den Tierschutz in allen Ehren, doch auf solche Tierschützer können wir getrost verzichten.

Edgar •

17.08.2009 um 7:00 pm •
Pranger •
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Die Zahl der E-Mails, die täglich im Postfach landen, nimmt stetig zu. Einen grossen Teil dieses E-Mailverkehrs könnte man sich sparen, wenn sich jeder klar und korrekt ausdrücken würde. Vergessene Anhänge, kein Betreff oder in Mundartsprache verfasst; Solche Dinge sind ärgerlich und verzögern schliesslich die Arbeit. Wer sich und anderen die Arbeit erleichtern und das Leben einfacher machen will, beachtet folgende 10 Gebote.
- Das E-Mail noch einmal durchlesen, bevor es versendet wird. (Ist alles dabei was dazugehört?)
- Mundartsprache hindert den Lese- und Schreibfluss. Ist ergo nicht erwünscht.
- Die Rechtschreibung (insbesondere Gross- und Kleinschreibung) ist auch in E-Mails zu beachten. Stichwort Lesefluss.
- Auch Anhänge wollen sinnvoll beschriftet werden.
- Anrede und Betreff gehören zu einem E-Mail, wie zu einem Brief. Ein E-Mail ohne Betreff landet schnell im Spamordner.
- Unter jede Email gehört auch eine Name und eine Kontaktinformation (Adresse, Telefonnummer oder E-Mail). Mit einer Bezeichnung seiner selbst gibt er dem Adressanten noch ein Stück Menschlichkeit mit. z.B mit «Student», oder «Marketingbeauftragter».
- E-Mails sind keine SMS oder Statusnachrichten. Kurzantworten wie ok! oder ja! sind unnötig(!). Für das gibt es Twitter und Facebook.
- Bilder und Dokumente gehören in den Anhang. Vor dem Versenden wird nochmals überprüft, ob sich die Dinger auch wirklich öffnen lassen. Nicht jeder hat übrigens Word 2007.
- E-Mailprogramme bieten diese lustige Funktion nahmens “Priorität setzen”. Brauchen wir nicht. Ein schlauer Betreff tut es auch.
- Diese Regeln zählen auch für E-Mails im Freundeskreis.
Jeder der sich diese 10 Gebote zu Herzen nimmt, trägt damit zu weniger Datenverkehr und sinkender Arbeitsbelastung bei. Leute mit besonders hohem Mitteilungsbedürfnis weichen besser auf andere Plattformen als E-Mail aus.

Edgar •

27.06.2009 um 1:00 pm •

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Es ist schon interessant, wie sich unsere deutsche Sprache entwickelt. Manchmal aber auch besorgniserregend. Gerade die Medien tragen einen wesentlichen Teil zum Erhalt der Sprache bei. Nicht überall wird das so ernst genommen. Besonders häufig trifft man auf Anglizismen. Noch und nöcher. Aber auch andere Wortvergewaltigungen stechen des öfternen in die Nase. Ganz amüsant ist in diesem Zusammenhang das 20 Minuten Lifestylemagazin «friday».
So findet der Leser in der neusten Ausgabe des Magazin zum Beispiel etwas über die «hippste Stadt Schottlands»: Glasgow. Die Stadt wurde aufs gründlichste «ausgecheckt» und kann als lohnender «Trip» empfohlen werden. In Glasgow kann man nämlich «krass abfeiern». Schnell kann es auch passieren, dass man an eine «private Fete» eingeladen wird. Umso besser lässt es sich am anderen Tag im Park «relaxen». Anders in Belgrad, da sind die Leute nicht so «Schickimicki». Da wird der Joghurt noch in der Tasse gegessen. In Oslo hingegen weht ein ganz anderer Wind. Denn «Oslo ist Rock’n’Roll». Und «Osloer sind Wikinger»! In Olso wird nicht etwa gearbeitet, sondern «gerockt» und «geshoppt». Obwohl Oslo «die grünste Stadt Europas» ist, «hat es auch viel Blau».
Neben «stylishen» Hotels und «trashigen» Wandmalereien finden sich noch viele andere «crazy» Entgleisungen im Magazin. Da bleibe ich doch lieber meinem «oldschool slang» treu. Ich bin dann zwar nicht «krass» und «hip» aber wenigstens vesteht man mich.
Im 13. Jahrhundert wurden sie eingesetzt, um Verurteilte öffentlich blosszustellen. Die Pranger. Säulen, Holzpfosten oder Plattformen, auf denen ein Verurteilter öffentlich gefesselt und vorgeführt wurde.
Auch heute trifft man auf solche Fälle. In den Medien. Neustes Beispiel: Die Schläger von Kreuzlingen TG. Drei junge Männer verprügeln zwei Passanten in einer Bahnhofsunterführung. Sie werden von Überwachungskameras bei ihrer Tat gefilmt. Die Polizei veröffentlicht das Video, weil sie sich so Hinweise auf die Identität der Täter erhofft. Die Medien springen auf. Kurze Zeit später findet man das Video, Bilder und Texte dazu in allen Nachrichten.
Die Auswirkungen für die Betroffenen sind durch die starke Vernetzung der Medien aber viel weitreichender als damals. Einst musste der Bestrafte «nur» die Schande der Stadt oder des Dorfes über sich ergehen lassen. Heute die der ganzen Nation oder der ganzen Welt. Eine unproportional grössere Belastung. Die zur Schau gestellten kann man nach solchen Aktionen als sozial tot bezeichnen. Sie können sich nirgendwo mehr blicken lassen. Darum stellt sich die Frage, inwieweit diese öffentlichen Pranger oder Hinrichtungen durch die Medien gerechtfertigt sind und wo Zurückhaltung geboten ist.
Die Aktion von Kreuzlingen war ein voller Erfolg. Die Täter wurden inzwischen identifiziert und geschnappt. So rechtens sie aber auch sein mag, nötig war die Aktion nicht. Dass die Justiz nicht die Fähigkeit hat abzuwägen, welche Auswirkungen ein solcher Fahndungsauruf hat, leuchtet ein. Doch zumindest den Medien müsste klar gewesen sein, dass sie diese drei Männer für immer brandmarken. Die Fahndung hätte bestimmt auch in kleinerem Rahmen zum Erfolg geführt. Zum Beispiel mit einem Bild nur in der Thurgauer Zeitung. Ob die Polizei vielleicht sogar selbst zu faul war, nach den Tätern zu suchen, sei dahingestellt. Wer jetzt denkt, die Täter hätten diese Art der Behandlung verdient, setze sich mal in die Lage der Eltern, Freunde und Bekannte!
Es kann nicht sein, dass die Medien die Funktion der Gerichte und Polizei übernehmen und schon vor der eigentlichen Anklage die Tat bestrafen. So gerecht es in manchen Fällen auch erscheinen mag. Leider sind die Menschenwürde und gegenseitiger Respekt heutzutage wenig beachtete Werte mehr.
Eine weitere Seuche droht die Menschheit auszulöschen – die Schweinegrippe. Sie breitet sich rasant aus und nimmt schon Kurs auf Europa und die Schweiz. Noch rasanter trafen jedoch die Meldungen darüber bei uns ein. Kaum sterben in Mexiko ein paar Menschen an einem neuen Grippevirus, ist die ganze Welt informiert. Sofort werden Vorkehrungen gegen eine Pandemie getroffen. Auch in der Schweiz ist das Bundesamt für Gesundheit in Alarmbereitschaft.
Aber an die 25 Menschen, die in der Schweiz täglich an den folgen von Tabakkonsum sterben*, verschwendet niemand nur einen einzigen Gedanken. Was soll das eigentlich? Da werden durch die Medien Ängste heraufbeschwört, dass mir hören und sehen vergeht. Aus jedem kleinen Hüstelchen wird ein Verdachtsfall. Was sonst mit Hausmittelchen kuriert wird, gelangt sofort über den Hausarzt an die Presse. Diese lecken sich die Finger ab den gefüllten Titelseiten. Besorgt durch die vielen schlechten Nachrichten, melden sich immer mehr Personen. Ein Teufelskreis.
Die Schweinegrippe ist nicht die erste Grippeepidemie, bei der sich die Medien so ins Zeug legen. Wir konnten das selbe Phänomen bereits bei der Vogelgrippe, SARS oder BSE beobachten. Schon kurz nachdem 2006 in Asien die ersten Vögel gestorben sind, hat man in der Schweiz begonnen, fleissig Kot zu sammeln. Jetzt hört man nichts mehr über die Vogelgrippe. Hier ist es an den Medien, nicht unnötig Angst zu schüren. Es gibt genug andere relevante Themen, über die berichtet werden kann. Es müssen nicht jeden Tag 2 Seiten voll Schweine sein!
Meine Prognose: 2-3 Wochen wird die Schweinegrippe nun rauf und runter gejodelt. Spätestens Ende Mai bringt kein Blatt, keine Newssendung mehr etwas zu diesem Thema. Weil nämlich niemand das Gejammere hören will. Dann verschwinden die Meldungen über Verdachts- und Grippefälle automatisch aus dem Zeitungsdschungel und aus den Newssendungen. Mit ihnen vermutlich auch die Grippe selbst. Wie bei der Vogelgrippe, SARS oder BSE.
*www.bfs.admin.ch
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